Verständnisvoll für IT-Fuckups war ich schon früher nur begrenzt, im Alter sank dies nun unter Null.
Ich finde es – mein Umfeld kann es bestätigen – legitim, gegen dysfunktionale IT-Systeme wahlweise Flex, Flammenwerfer oder Vorschlaghammer, ersatzweise das digitale Äquivalent einer ICBM, einzusetzen; leider hinkt die Gesetzgebung und Rechtsprechung hier arg hinterher und sähe das Zerflexen eines Parkschrankenautomatens, um die widerrechtlich und aufgrund eines Systemsfehlers einbehaltene EC-Karte direkt wiederzuerlangen, derzeit vermutlich eher als Sachbeschädigung denn als gerechtfertigte Nothilfe an. „Vermutlich“; mit besserer Akkutechnik wird eine Entscheidungsfindungsnotwendigkeit jedenfalls wahrscheinlicher.
Aber heute geht es mir um meinen Account auf ADAC.de. Da habe ich offensichtlich 2012 zuletzt eine Passwortrücksetzung initiiert — und mir das neu gesetzte nicht mehr notiert. Evtl. habe ich auch die Mailadresse in dem Jahr geändert — who knows?
Sonderbar: wenn ich über meine Mitgliedsnummer einen Passwortreset anfordere, schlägt dies direkt fehl — bouncende Mail können in dem Zeitfenster zwischen Klick und Nachricht eigentlich nicht vorgekommen sein.
Wahrscheinlicher ist somit ein entsprechendes Flag „an“ meinem Account, welches PW-Rücksetzung als „Selfservice“ unterbindet. Naja, freundlich, wie ich sein kann, also the powers that are aufgefordert, meinen Account wiederzubeleben:
Moin,
bis mindestens 2012 funktionierte mein Zugang noch, wieso haben Sie ihn mir als zahlendes Mitglieg deaktiviert?! Geht’s noch?
Ich erwarte umgehende Reaktivierung!
Wie gesagt, dysfunktionale IT gehört nachhaltig ausgemerzt; das Leben ist zu kurz und zu wertvoll, daß sich Menschen über IT-Fuckups ärgern dürften.
Aber die Rückmeldung war dann doch … schockierend:
Sehr geehrtes Mitglied,
vielen Dank für Ihre Nachricht.
Sie sind mit Ihrer Mitgliedsnummer bereits unter www.adac.de registriert.
Wir haben Ihnen soeben eine E-Mail an die bei uns hinterlegte E-Mail-Adresse geschickt. Bitte klicken Sie auf den in der E-Mail enthalten Link, um sich ein neues Passwort zu vergeben.
Sobald die Passwortänderung erfolgreich war, können Sie sich mit dem neuen Passwort einloggen.Sollten Sie Ihre E-Mail zum Zurücksetzen des Passwortes nicht erhalten haben, überprüfen Sie bitte Ihren Spam/Junk Ordner.
Wenn Sie die E-Mail dennoch nicht erhalten haben, ist möglicherweise eine abweichende E-Mail-Adresse hinterlegt.In diesem Fall können wir Ihren aktuellen Online-Zugang löschen und Sie können anschließend eine Neuregistrierung vornehmen.
Bitte beachten Sie jedoch, dass im Falle einer Löschung des Online-Zugangs eine eventuell bereits durchgeführte Verifizierung (Selfie-Ident-Verfahren über NECT, Identifikationscode, Geschäftsstelle oder Messe)ebenfalls gelöscht wird.
Die Verifizierung müsste also bei Bedarf dann erneut durchgeführt werden. Des Weiteren sind dann auch Ihre Fahrzeuge, Reise-Favoriten und gemerkten Orte gelöscht.Wir benötigen daher von Ihnen zunächst Ihr Einverständnis – formlos als Antwort auf diese E-Mail, um die Löschung des Online-Zugangs vorzunehmen. Vielen Dank.
Mit freundlichen Grüßen
XYZ ABC
ADAC OnlineGKS Gesellschaft für Kommunikationsservice mbH, Messestr. 8, 94036 Passau
T +49 89 7676 5457
adac-online@adac.de
Sofern eine Mail versandt wurde, ist sie auf keinem meiner (noch) genutzten Accounts angekommen. Die Selfservice-Fehlermeldung wird nicht erklärt. Der Identität des »Anspruchsführers« wird nicht getraut — gut so. Aber danach geht alles den Bach runter: es wird eine ~120 Monate nicht als im Zugriff des Mitglieds verifizierte Adresse mit Passwortrücksetzdaten kontaktiert. Es wird ferner eine komplett nicht vertrauensvolle Kommunikation per Mail – mit einem unterstellen Angreifer – als ausreichend angesehen, eine Löschung des Accounts des Mitglieds herbeizuführen.
Herr, schmeiß Hirn vom Himmel? Wobei, ich habe das in meiner Antwortmail etwas prosaischer ausgeführt …
Ernsthaft, das darf doch alles nicht wahr sein?