Große und kleine Sünden

Zwischen den Maildiensten Googles (gmail.com) und der Deutschen Telekom (t-online.de) knatscht es.

In dem Zusammenhang wurde mir – über Mailinglisten – bekannt, daß Google seine abuse-Mailadressen nicht bedient — sie werden offensichtlich nicht gelesen. Wohl weil man das Mailaufkommen nicht stemmen könne — so wird es jedenfalls kolportiert. Google möchte derlei Meldungen ausschließlich über ein Webportal — das erklärt dann auch, warum auf meine Forwards von Spam an abuse@gmail.com und abuse@google.com nie eine Reaktion kam.

Man sehe mir den Sarkasmus nach, wenn ich feststelle, wie bedauerlich ich es finde, wenn gerade ein sehr großer Anbieter mit deutlich positivem finanziellem Ergebnis sich leider außerstande sieht, die Resourcen für grundlegende Funktionen aufzubringen, die er von anderen – kleineren – selbstverständlich erwartet. Oder anders: Wird Google je ISP eine – ggf. fremdsprachige und so unter der Maildomain vorhandene – Webseite nach dem Meldungsablauf für unerwünschte Mails durchsuchen — oder einfach die Domain intern sperren?

RFC 2141 ist AFAICS noch gültig: »However, if a given service is offerred, then the associated mailbox name(es) must be supported, resulting in delivery to a recipient appropriate for the referenced service or role.«

Der Sinn der Normierung von Kontaktadressen war ja gerade, die Meldung zu vereinfachen. Wenn das bei zunehmender Nutzerzahl per Freitextmail zunehmend nicht skaliert, kann man sich aber nicht aus der Verantwortung stehlen und Industriestandards für sich außer Kraft setzen, sondern hat das Standardverfahren bis zur Ersetzung durch ein neues zu unterstützten. Und da gibt es für mich auch nur ent- oder weder; und bei weder steht man halt außerhalb der RFC-Community.

So hat Google jedenfalls die Berechtigung verloren, als »guter« Teilnehmer des Netzes angesehen zu werden und ich hoffe, daß Mailserver- als auch Blacklistbetreiber etwaige Sonderlocken, die Googles GMail-Dienst trotz RBL-Einträgen durchliessen, schleunigst ausbauen. Wer nicht auf standardiserte Mißbrauchsmeldungen reagiert, hat im Internet als Dienstanbieter nichts verloren. Und ja, das ist doof, auch ich nutze meine GMail-Adresse ausgiebig und leite mir die Mails weiter; aber so eine RFC-Ignoranz ist nicht zu tolerieren. Es ist der Tropfen, der nun zu einer eigenen RBL führt.