Das wird wird _so_ ein Post …
Vor einer Woche hatte ich schon einmal Spaß mit DHLs neuster, dysfunktionaler und nicht zu Ende gedachter Paketzwischenspeicherungsvariante aka »app-gesteuerte Packstation«. Im hiesigen LIDL-Neubau hat DHL so ein dummes Stück Technikscheiße aufgebaut — und Anfang August meine erste Sendung dort versenkt.
Ich laß‘ den Benachrichtigungszettel und ich wußte schon, »Ihre Sendung ist in der Packstation 259, App-gesteuerte Packstation, [Adresse]« wird ein Spaß ohne Ende — und vermutlich mit einem Flex-Einsatz enden …
Und so kam es, wie es erwartbar war: die Dreckstechnik von DHL funktioniert nicht mit real existierender Endkundenhardware im Feld. Nachdem ich gut 10 Minuten Apps runtergeladen, gepurged, erneut runtergeladen (auf mein Inklusivvolumen versteht sich) und wie ein Geistesgestörter immer wieder die Verbindung versucht habe, war der Mood bei »alles anzönden!!!«. Die Lösungsansätze von DHL bei »Verbindungsproblemen« zeugen auch von wenig Realitätssinn: im Grunde soll man mit einem fabrikfrischen, d. h. unbenutzten, Gerät kommen – insbesondere bitte keine vorhandenen Bluetooth-Pairings –, dann wird’s schon gehen.
An sich wäre dieser Teil der Geschichte hier schon zuende, 🖕 an DHL und Bestellung stornieren/als nicht angekommen reklamieren. Da es sich aber um eine Sendung ohne Tracking handelte, hätte das wieder zeitlichen Aufwand bedeutet, also Plan B: Rückkehr mit meinem »108MPix-5G-HotSpot«-Gerät, was zumindest bei BT weitgehend unbeleckt ist.
In der Tat, damit klappte das Nicht-Pairing – keine Ahhung, was für Voodoo DHL da macht, klassiches BT-Geräte-Pairing jedenfalls nicht –, was mit Samsungs Note 20 zeitintensiv nicht funktionierte, mit der Xioami-Möhre halbwegs flott. Barcode von der Benachrichtigungskarte scannen, es ploppt das Fach auf, Sendung rausnehmen, done. Formal ein halbes Happy-End hier …
Zwischenfazit: Hochgradiger Griff ins Klo das Ganze. Statt den ollen Bardcode von der Benachrichtigungskarte vor den Scanner der 24/7 zugänglichen klassischen Packstationen z. B. bei REWE (Innenstadt) oder Esso (Spexard) zu halten, muß der ja nicht zwingend freiwillig DHL-Kunde seiende Empfänger jetzt ein hinreichend modernes Android- oder Apfel-Gerät vorhalten und die Kompatibilitätsgötter per eigener Nutzungskonzessionen ggf. noch milde stimmem — um statt 24/7 nun nur noch 14/6 – montags bis sonnabends von 7 bis 21 Uhr – sein Paket abholen zu können.
Ernsthaft, zumindest die »app-gesteuerte Packstation 259« ist gequirrlte Katzenscheiße für DHL-Kunden, ein massiver Rückschritt in Verfügbarkeit wie Nutzbarkeit.
Soweit, so schlecht. Leider hat DHL auch diesen Samstag eine dringend erwartete Sendung in die app-gesteuerte Packstation 259 verbracht.
Und die ausliefernde Person hat dieses Mal zumindest in meinem Briefkasten keine Benachrichtigungskarte hinterlassen. Mit der Sendungsnummer aus dem Tracking wiederum kann die »Post & DHL«-App nichts anfangen, will man sein eingelagertes Paket einer app-gesteuerten Packstation entlocken (ok, das ist mal keine Regression — ohne diesen »Hinterlegungs-Barcode« bleiben auch die klassischen Packstationen verschlossen).
Auf dem Handy gibt’s ’ne Schaltfläche »Zustellbenachrichtigung anzeigen«, wonach ich zum Login aufgefordert werde. Bekomme ich da vielleicht endlich den verfickten Code? ›Aber habe ich denn einen Account bei DHL?‹ — turned out: Yepp. Mit einer alten »ich weiß, wann Du Datenreichtum weitergegeben hast«-Mailadresse (usually nach dem Schema user+anbieterkennung@doma.in — scheint allerdings so, als ob seinerzeit DHL das »+« im local-part RFC-widrig abgelehnt habe, wofür es schon mal Adressen wie AnbieterIstEinIdiotDerRFCsIgnoriert@doma.in als Wertschätzung gibt).
Der netzerfahrene Leser ahnt es: ich bestelle nicht mit der bei DHL hinterlegten eMail-Adresse, sondern wieder mit einer shop- oder zahlungsspezifischen Mailadresse. Natürlich auf meine Postadresse — die ist beim Versender und im DHL-Kundendatensatz gleich.
Dies wiederum ist für DHL Neuland. »Wie, ein Account zu einer Post- kann beliebig viele eMailadressen haben?« Doesn’t compute für DHL: Dort wird D. Evil in der Teufelsgasse 666 in 12345 Höllenpfort eineindeutig durch seine eMail-Adresse im DHL-Kundenaccount, schwarzschaf@example.com, identifiziert. Eine Sendung an D. Evil in der Teufelsgasse 666 in 12345 Höllenpfort mit der verknüpften Mailadresse hausmeister@hölle.de ist damit totally unrelated. Klar, ahem, gleicher Briefkasten, aber … nee. Nee, ganz was anderes, und ich muß jetzt auch dringenst weg …
Dieses unprofessionelle und realitätsferne Verhalten der Firma DHL wirft für mich dann auch ein paar andere Fragen auf: Wieviele »D. Evil, Teufelsgasse 666, 12345 Höllenpfort« können sich denn registrieren?
Beim Test dieser Hypothese stellte ich fest, daß unter meiner aktuellen »Bestell-eMailadresse« schon, augenscheinlich seit 2019, ein DHL-Kundentonto existierte. Das Passwort hierzu war im Äther verflossen — und bei der Passwort-Rücksetzfunktion biß mich, daß ich 2019 noch nicht dokumentierte, welchen Unsinn ich bei den ›Sicherheitsfragen‹ – »wie hieß Dein erstes Haustier«, »wie lautet der Name Deiner ersten Schule«, … – angab. Denn mit etwas Mühe ist leicht rausfindbar, was der »Mädchenname« meiner Mutter war, welche Schullaufbahn inkl. der Schulnamen ich durchlief oder welchen Namen mein erstes Haustier trug — derlei Angaben darf man insofern niemals korrekt machen, aber mit »Moinsen«, »fucku«, »FuckU!«, »DuStinkstNachF1sh!«, »Du inkompetentes Stück Scheiße, warum übernimmst Du diesen Ami-Kack unreflektiert?!«, … gibt es ja doch eine gewisse Bandbreite, je nach Stimmung zur Einrichtungszeit.
To make a long story short: ich konnte mich erfolgreich in den DHL-Account meiner weiteren Mailadresse hacken, und dort gab es auch den notwendigen Barcode zur Paketabholung — der mir aber vor Montag nichts nützt, weil die bekackte app-gesteuerte Packstation 259 nur werktags für 16 Stunden zugänglich ist …
Nun habe ich allerdings Fragen. In Zeiten von Identitätsklau, wie kann es da sein, daß ich einfach so auf eine Postadresse mehrere DHL-Accounts anlegen kann? Ohne jedwede Kontrolle, ob die Person hinter der eMail-Adresse dort überhaupt wohnhaft ist? Ist das nicht ein einziger Clusterfuck?
Frechheit im Quadrat: »Ihr DHL Paket ist angekommen und liegt seit 2 Tagen in der App-gesteuerten Packstation für Sie zur Abholung bereit« — ja, schon, aber die verfickte app-gesteuerte Packstation war davon eben auch knapp zwei Tage stumpf nicht zugänglich, wie Ihr Helden bei DHL auch klar wisst!