Eine Dekade später — #digitalSTROM

Wer wie ich das Thema Hausautomatisierung aka Smart Home schon länger verfolgt, der wird schon mal von »digitalSTROM« gehört haben …

Ende 2006 gab’s erste Lebenszeichen in Form von Produkpräsentationen, und die klangen schon ein bißchen revolutionär:

In etwas besserer Qualität findet sich noch dieses Video aus ca. 2009 auf Vimeo:

Die Webseite wurde in 2007 initial archiviert, Zitat:

Die Vorteile der digitalSTROM® Technologie:

• minimale Einbaugrösse
• günstiger Preis
• hohe Flexibilität
• hohe Zuverlässigkeit
• hohe Verträglichkeit mit existierenden Infrastrukturen und Systemen

Der Kunden-Nutzen der digitalSTROM® Produkte :

• geringer und kontrollierter Stromverbrauch
• plug&play-Intelligenz; ohne neue Kabel oder Umbauten
• mehr Komfort und Funktionen
• einfache, duchgängige Bedienung

Von 2007 bis 2010 war es ein eher holpriger Ritt, eigentlich ganz schön dokumentiert im Thread auf Mikrocontroller.net. Denn es wurde deutlich, daß es mit den smarten Lüsterklemmen alleine nicht getan ist. Leider sind im genannten Thread nicht mehr viele Links funktional; ich zumindest habe um 2010 das Thema dS für mich ab­gehakt:

Glückspils schrieb:

Soo und für die Designfanatiker:

[20100125_digitalSTROM_epscom.pdf]

kicher DAS finde ich jetzt mal richtig … logisch.

War digitalSTROM nicht mal angetreten, Energie zu sparen? Und dann propagieren sie, eine lustige Anwendung auf einem separaten PC laufen zu lassen, damit man auf dem LCD im Wohnzimmer den Energieverbrauch sehen kann?! Mit anderen Worten: 100W (gering geschätzt für den abgebildeten Mini-Tower) 24/7, damit gelegentlich man auf TV oder iPad sehen kann, wieviel Energie denn so verbraucht wird – und nach einem Jahr dann die stattliche Nachzahlung und die Frage: „hätten wir nicht eigentlich weniger verbrauchen sollen?!“ 😉

Ich glaube, langsam ist der Realitycheck überfällig. Klar ist das eine nette Sache, und DLNA dafür zu nehmen eine interessante Variante; nur: das müßte wenn, dann im dSS laufen, so, wie skizziert, macht alleine der Dauerverbrauch des PCs jedwede Ersparnis durch ein „Standby-Killing“ locker zunichte …

Disclaimer: ich habe nix gegen digitalSTROM, im Gegenteil, ich scharre mit den Hufen, um der Erste im lokalen Baumarkt zu sein, der ein digitalSTROM-Paket rausträgt. Wenn sie denn endlich mal Produkte raustäten, die preislich auf „Edellüsterklemmenniveau“ sich bewegten und mich somit wirklich in die Lage versetzten, so’n Ding in jeder Steckdose, jedem Lichtauslaß, zu versenken. Bei <5 EUR/Klemme würde ich ja auch diesen Aufwand im Sicherungskasten verschmerzen -- alles vergleichbare, was Messen & Schalten kann, liegt je Gerät Faktor 5 höher :( Diese allerdings sind, z. T. schon seit Jahren, lieferbar …

Stand 2010 war also klar, man braucht auch Schaltgeräte im Sicherungskasten bzw. der Unterverteilung. Und derer gar nicht mal so wenige — siehe in diesem Promo-Video auf Vimeo:

Screenshot »Kalkulation 3-Zimmer-Wohnung, Beleuchtung und Beschattung« von Digital Strom: »2.866,92 Netto-UVP«
»Kalkulation 3-Zim­mer-Wohn­ung, Be­leucht­ung und Be­schat­tung« von Di­gi­tal Strom selbst, 2021: »2.866,92 Net­to-UVP«
Ein Gerät je Stromkreis, in dem man dS nutzen möchte, dann einen Hutschienencomputer zur Steuerung und letztlich noch irgendwelche Filter, daß die Signale den eigenen Hausanschluß nicht verlassen (und hoffentlich auch derlei Signale von außen nicht einstreuen). Und da kommt dann schon mal eine signifikante Summe zusammen, wenn man die Komponentenpreise zusammenzählt.

Die verchippte Lüsterklemmen ist zudem einerseits deutlich größer geworden, und mit rund 70 EUR auch ›marginal‹ kostentintensiver als ihr dummer Ahne. Für drei Stromkreise auf drei Phasen wäre man rd. 180 EUR für 3 »dSF20 Filter«, rd. 750 EUR für 3 »dSM20 Meter« für die 3 Stromkreise und rd. 600 EUR für ’nen »dSS22 Server« los — ohne auch nur irgendwas schalten/steuern zu können. Denn das schlägt – je zu schaltendem Gerät! – noch einmal mit rd. 100 UR zu Buche. Mit Verlaub, aber … »günstiger Preis«‽

Meanwhile … bekommt man mit Tasmota bestückte (WLAN-) Zwischenstecker, die bis 3600W messen und schalten und die Meßwerte per MQTT versenden können für unter 15 EUR/Stück sowie geeichte Hutschienenzähler mit RS485-Schnittstelle für rund 25 EUR — letzteres ist quasi ein dSM20 ohne dS-Logik drin …
Ja, für Tasmota da braucht man dann WLAN, daß die funktionieren. Aber ganz im Ernst, funktionierendes WLAN im gesamten Haus will man doch heute sowieso haben, und es ist technisch auch nicht mehr solch ein Problem. Und für den schlappen Tausender, die die dS-Basisinfrastruktur kostet, kann ich sehr viel WLAN im Eigenheim versenken 😉